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4. Teil - 1949 bis 1972 - Neue Sektionen entstehen
Anfang 1949 waren die Eigentumsverhältnisse des
Turnerheimes noch immer nicht vollständig geklärt. So geht die Rechtsträgerschaft
zunächst an die Jugendheim-Gesellschaft Potsdam, dann an die Gemeinde
Dorfchemnitz und 1954 an das VEB Strumpfwerk „Cowitha“ (später ESDA) über.
Die Neuausrichtung des Sportvereine und ihre
Einbindung zur Erfüllung politischer Vorgaben wird am Protokoll zur
Hauptversammlung am 27.01.1951 sichtbar. Zur Erfüllung des Fünfjahrplanes
wurden vier Schwerpunkte benannt und deren Realisierung in den nächsten fünf
Jahren versprochen.
Sportveranstaltungen fanden in dieser Zeit aufgrund
Stromsperren und knappen Heizmaterials nur sehr unregelmäßig statt. Außerdem
waren mittlerweile viele Sportler im Dreischichtbetrieb tätig. Lediglich die
Wintersportler gestalteten mit Thalheimer Sportfreunden sowie Sportlern aus
anderen Vereinen ihre Wintersporttage. Ab und zu wurde wieder „Bühnenschauturnen“
geboten und Fußball gespielt.
1952 gab es unter dem Dach der Sportgemeinschaft die
Sektionen Fußball, Radsport, Turnen und Leichathletik, Frauenturnen, Pionier-
und Kindersport sowie Wintersport.
Am 22. und 23.08.1953 beging man das 25jährige Turnhallenjubiläum.
Da der Verein mit einer erneuten Umbenennung von
Central-Sportgemeinschaft Dorfchemnitz in BSG „Fortschritt“ Dorfchemnitz ab
01.05.1954 in Trägerschaft des VEB Strumpfwerk „Cowitha“ (später ESDA)
kam, konnten sich von nun an vor allem in finanzieller Hinsicht wieder stabile
Verhältnisse entwickeln. So war es beispielsweise möglich das Turnerheim innen
vollständig zu renovieren, Heizungs- und Elektroanlage zu erneuern. Außerdem
wurde das Wirtschaftsgebäude aufgestockt,
ein schöner Kulturraum geschaffen, die Galerie verglast und ausgebaut, die
Beleuchtung in sämtlichen Räumen modernisiert und vieles andere mehr. Auch die
Bewirtschaftung der Gaststätte ging wieder in die Verantwortung der
Sportgemeinschaft über.
Der Sport in der noch jungen DDR wurde in dieser Zeit
zunehmend politisiert. So wurden regelmäßig BSG- und Sektionsleiter zu Weiterbildungslehrgängen
delegiert.
1954 nahmen fünf Sportlerinnen und Sportler unserer
BSG am ersten Turn- und Sportfest der DDR in Leipzig teil.
Aufgrund zunehmender Popularität der Sportart Tischtennis bildete sich 1954 eine entsprechende Sektion unter Leitung von Sportfreund Siegfried Winter, die schon sehr bald am Punktspielbetrieb teilnahm.
Punktspieltag Tischtennis im Turnerheim Dorfchemnitz in den 1950er Jahren |
Die Sektion Radsport löste sich 1954 auf.
In der Jahreshauptversammlung am 13.03.1955 wurde die
Mitgliederstärke des Vereins mit 169 angegeben. Besondere Aufmerksamkeit wurde
der Gewinnung neuer Mitglieder gewidmet. So bemühte man sich vor allem um junge
Leute, die ihre Lehre beendet hatten.
Am 13.10.1955 beging man das 75jährige
Bestehen des Vereins. Dazu wurden 25 noch lebende Sportveteranen (die
sich bis 1910 dem Sportverein angeschlossen hatten) zu einer Feierstunde ins
Turnerheim geladen. Am Vormittag des 13.10. wurde am Grabe des Mitgründers Karl
Einenkel ein Kranz niedergelegt. Die Feier wurde ganz im Stile der Turnbewegung
vergangener Jahrzehnte begangen. So standen unter anderem Pferdsprung,
Schwebebalken, Stufenbarren, Bänderübungen und Bodenturnen auf dem Programm.
Die verschiedenen Übungen wurden teilweise auch von Sportlern anderer Vereine
dargeboten.
Die Sportler der einzelnen Abteilungen nahmen wieder
regelmäßig und mit Erfolg an Kreismeisterschaften teil. Die Wintersportler
trugen am 26. und 27.02.1955 Ortsmeisterschaften
aus. Vier Sportfreunde beteiligten sich am Schanzenbau in Thalheim. Im Herbst
1955 hatte man westlich und östlich des Dorfes zwei Standardstrecken
abgemessen. Die Sektion Tischtennis zählte mittlerweile schon 15 Mitglieder.
1956 plante man die Zusammenlegung der BSGen von
Thalheim und Dorfchemnitz. Dem traten die Mitglieder in der Versammlung am
21.11.1956 einstimmig entgegen.
Die 75. Wiederkehr der Fahnenweihe wurde am
21./22.09.1957, erstmalig seit 1932 gefeiert. Hierzu stifteten die Veteranen
eine schwarz- rot- goldene Fahnenschleife.
1958 starteten 45 Mitglieder beim Kreissportfest in
Oelsnitz. Der Wintersport gewann zunehmend an Bedeutung. So gab es in
Dorfchemnitz Rodelmeisterschaften, Orts- und Pioniermeisterschaften und
Skiwanderungen. Ebenfalls im Programm stand ein Busausflug zur neuerrichteten
Sprungschanze in Klingenthal.
Anlässlich des 10. Republikgeburtstages 1959
organisierte man im Ort zahlreiche sportliche Höhepunkte wie zum Beispiel
Ortsmeisterschaften im Tischtennis, Wettkämpfe in Leichathletik, gemischte
Staffelläufe sowie ein Fußballspiel „Dorfchemnitz-Ost“ gegen „Dorfchemnitz-West“
(die Zwönitz war die Grenze)
In der Jahreshauptversammlung am 31.01.1960 wurde ein
starker Mitgliederschwund in einigen Sektionen bemängelt. Lediglich die Sektion
Fußball konnte sich über Mitgliederzuwächse freuen. Vom 20. bis 26.06.1960
fand die „Woche der Jugend und des Sports“ statt. Das Programm reichte von
Massenturnen der Frauen, Waldlauf, Abnahme des Sportabzeichens,
Ortsmeisterschaften im Tischtennis, Schwimmen (im Fickerteich) über
Leichathletikwettkämpfe bis zu Filmaufführungen.
Mittlerweile gibt es im Verein sechs Sektionen:
Tischtennis, Gymnastik und Turnen, Leichathletik, Fußball, Federball und
Wintersport.
Nach langen Diskussionen einigte man sich Ende 1961 darauf die Sektion Reitsport, die bisher in der GST (Gesellschaft für Sport und Technik) integriert war in die BSG Fortschritt Dorfchemnitz zu übernehmen. Dieser Schritt erfolgte am 18.02.1962. Sektionsleiter war Heinz Pfüller. Die regelmäßig stattfindenden Reit- und Fahrturniere zu denen mitunter 3.000 Besucher strömten, machten unseren Verein und unseren Ort weit über seine Grenzen hinaus bekannt.
Bedauerlicherweise löste sich die Sektion
Tischtennis 1962 rasch wieder auf. Eine Ursache dafür war wohl, dass viele
junge Männer zur NVA eingezogen wurden. Im Gegensatz dazu boomte die erst gegründete
Sektion Federball.
Auch 1962 führte man wieder eine „Woche der Jugend
und des Sports“ durch. Vom 14. bis 16.09.1962 fand eine DDR-offene
Veranstaltung der Sektion Reiten statt. Aus der gesamten Republik waren ca. 200
Pferde gemeldet.
In den jährlich abgehaltenen Hauptversammlungen
wurde stets Bilanz gezogen und das Erreichte mit den von Kreis bzw. Bezirk
gemachten Vorgaben verglichen. Oftmals konnte, gerade bei der
Mitgliederzahl oder bei der „Teilnahme am Wettbewerb und Erfüllung des
Volkssportplanes“ das geforderte Soll nicht erreicht werden.
Im 40. Jahr seines Bestehens wurde das Turnerheim
1969 mit einem neuen Anstrich, sowohl außen als auch innen, versehen. Außerdem
beschaffte man neue Stühle und neue Tische.
1972 gründete sich die heute noch bestehende Sektion
Volleyball
Die Sektion Fußball wurde bereits am 08.01.1947 nach
einer Besprechung im Turnerheim gegründet. Es bildeten sich eine recht gute 1.
Mannschaft und eine spielstarke Jugendmannschaft unter der Leitung der
Sportfreunde Johannes Auerswald und Heinz Streu. 1950 kam der Spielbetrieb zunächst
wieder zum Erliegen und viele Fußballer spielten in Brünlos. 1957 wurde unter
der Leitung von Rudi Arnold erneut eine Jugendmannschaft gegründet. 1960
belegte sie einen beachtlichen 2. Platz. 1960 konnte auch wieder eine 1.
Mannschaft gebildet werden.
Dorfchemnitzer Fußballmannschaft 1958 |
Ca. 1961 wurde mit der Vergrößerung des Fußballplatzes
begonnen.
Nachdem Rudi Arnold 1961 verstarb, übernahm der
Sportfreund Rolf Viehweger die Sektionsleitung. Aufgrund des Mitgliederzuwachses
der Sektion Fußball konnten in der Saison 1961/1962 gleich fünf Mannschaften
am Wettkampfbetrieb teilnehmen. In den Folgejahren wurden die Mannschaften durch
Einberufungen der Spieler zur NVA enorm geschwächt. Die Schülermannschaft
musste ihren Spielbetrieb einstellen. 1970 übernahm Holger Duba die Leitung der
Sektion. Durch viel Eigenleistung der Spieler sowie mit Unterstützung der
Gemeinde konnte 1971 die Vergrößerung des Fußballplatzes auf seine heutige Größe
abgeschlossen werden.
1961/1962 wurde Johannes Schreier (Diplomsportlehrer
an der Betriebsberufsschule des VEB Messgerätewerkes Zwönitz mit Sitz in
Thalheim) von seinem Schuldirektor beauftragt eine „Wintersportgruppe“ mit
dem Ziel: Teilnahme an DDR-Meisterschaften im Wintermehrkampf (GST) und
Teilnahme an DDR-Jugendmeisterschaften im Biathlon und Skilanglauf zu bilden.
Das war zugleich der Startschuss für eine bis heute andauernde überaus
erfolgreiche Nachwuchsarbeit im Biathlon bzw. später im Skilanglauf. Johannes
Schreier ist selbst bestens mit der Trainingsmethodik im Skilanglauf vertraut,
gehörte er doch 1950 bis 1952 zur DDR-Kernmannschaft und trainierte von 1952
bis 1956 beim SC Aufbau Klingenthal. Johannes Schreier standen mit Heinz Lötzsch
und Stephan Bach zwei weitere Übungsleiter zur Seite. Das Skimaterial sowie die
KK-Waffen wurden in den ersten Jahren aus Mitteln der Berufsschule finanziert.
Waffen und Munition bezog man über die GST.
Für das Schießtraining wurde im Wald oberhalb der
Siedlung ein Schießstand angelegt. Aufgrund der hohen Sicherheitsbestimmungen
musste das Gelände umzäunt und mit Hoch- bzw. Seitenblenden versehen werden.
Dafür wurden Holzschwellen der stillgelegten Eisenbahnstrecke in Elterlein
ausgegraben und nach Dorfchemnitz gebracht. Bald schon stellten sich die ersten
Erfolge ein. Bei den DDR-Jugendmeisterschaften 1963/1964 in Elterlein holten die
Dorfchemnitzer Biathleten zwei DDR-Meistertitel sowie jeweils einen dritten,
vierten, achten und zehnten Platz.
Infolge der guten Ergebnisse und der zahlreichen
Delegierungen erfolgreicher Biathleten zum SC Dynamo Zinnwald wurde 1964 der
Status „Trainingszentrum Biathlon Dorfchemnitz“ verliehen. Dadurch bekam die
Sektion eine sehr gute finanzielle Basis und darüber hinaus fachliche Betreuung
von den Trainern aus Zinnwald. In diese
Zeit fiel aber auch die Tatsache, dass die Sicherheitsbestimmungen hinsichtlich
der beim Schießen verwendeten Waffen verschärft wurden. Auf Weisung der
staatlichen Organe sollten die KK-Waffen fortan in der Waffenkammer des
Stollberger Polizeisportvereins Dynamo aufbewahrt werden. Das Schießtraining
der jungen Biathleten erfolgte ab diesem Zeitpunkt nur noch mit dem Luftgewehr.
Der errichtete Schießstand wurde nur noch für Übungen der GST genutzt.
Um die Trainingsbedingungen zu verbessern wurde am
alten Mühlgraben ein 500 Meter lange Vinidurbahn montiert.
1968 nahm der Dorfchemnitzer Hans-Gert Jahn an den Olympischen Winterspielen in Grenoble teil. Bei den Olympischen Winterspielen 1972 gelang es Joachim Meischner die Bronzemedaille mit der DDR-Biathlonstaffel zu erkämpfen. Zwei DDR-Meistertitel durch Frieder Kunze (1969 und 1972) rundeten die erfolgreiche Bilanz der Dorfchemnitzer Biathleten in dieser Zeit ab.
erstellt am 17.05.2007