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Teil 3 - 1928 bis 1948 – Blütezeit bis Neubeginn nach dem 2. Weltkrieg
Die offizielle Turnhalleneröffnung am 25. und
26.08.1928 war ein denkwürdiger Höhepunkt der bisherigen Vereinsgeschichte.
Den entsprechenden Protokollen ist zu entnehmen, dass die Feier bei schönstem
Wetter stattfand. Zahlreiche geladene Ehrengäste wie Amtshauptmann Schurich,
Vertreter vom Schul- und Kirchenvorstand und vom Gemeindekollogium, waren zum
Fest erschienen. Nach einigen Ansprachen erfolgten „musikalische Einlagen“
des Drechselschen Musik-Chores Thalheim und Singspiele der Kinder. „Freiübungen“
der Turnerinnen sowie ein Schauturnen des Turnvereins „Vorwärts“ Thalheim
(„der mit Spielmannszug und Fahne erschien“) vervollständigten das
Programm.
Am Wochenende 15. und 16.06.1929 fand die festliche
Turnhallenweihe statt. Geboten wurde ein umfangreiches Programm. Als Höhepunkte
seien Platzmusik, Festumzug, Massenturnübungen, Geräteturnen, Fackelschwingen,
Drei- und Siebenkampf, „Weitsprung mit Anlauf“ und 100 m Lauf genannt.
1929 vor der neuerrichteten Turnhalle | 1930 Schauübung in der Turnhalle |
Da der Verein jetzt durch den Turnhallenbau mit
enormen Krediten belastet war, wurden regelmäßig Veranstaltungen durchgeführt,
die die Vereinskasse aufbessern sollten. So fanden beispielsweise Sängerabende,
Lichtbilderabende oder Theaterabende gegen Eintritt statt. Außerdem wurden
1.000 Fotografien der neuerrichteten Halle verkauft.
Die Eröffnung der Turnhalle brachte das sportliche
und kulturelle Leben im Ort nachhaltig voran. Sowohl die Schule als auch andere
ortsansässige Vereine mieteten sich ein. Allerdings wirkte sich die sprunghaft
angestiegene Arbeitslosenzahl sehr negativ auf die Vereinskasse aus. Arbeitslose
hatten nur die Hälfte der Eintrittsgelder zu entrichten.
1930 wurde das 50jährige Vereinsjubiläum begangen.
Dass man auch damals schon die alten Traditionen pflegte und der Vereinsgründer
gedachte, kann man dem am 22.02.1930 beschlossenen „Ablaufplan“ entnehmen.
So wurden alle gefallenen und verstorbenen Mitglieder durch Kranzniederlegung am
Ehrenmal auf dem Turnplatz geehrt. Die Vereinsgründer (31 waren noch am Leben;
6 davon Vereinsmitglieder) „sind mittels Fahrtgelegenheit abzuholen“. 21 Gründer
nahmen am Fest teil. Zahlreiche sportliche Wettkämpfe wie Keulenschwingen, Stabübungen,
Raffball, Diskuswerfen, Faustball usw. vervollständigten das Programm.
Neben den Veranstaltungen im Zusammenhang mit der
neuen Halle beteiligte sich der Verein auch an den vielen Festlichkeiten in der
Umgegend. Regelmäßig nahm man an Platzweihen, Turnfesten oder Vereinsjubiläen
zum Beispiel in Affalter, Auerbach, Eibenstock, Raschau bzw. Elterlein teil.
Dass es in Dorfchemnitz eine schöne Turnhalle gibt
scheint sich mittlerweile auch anderswo herumgesprochen zu haben. Immer mehr
Organisationen fragten nun an, ihre Veranstaltungen in unserer Halle abhalten zu
dürfen. So werden Z. B. Lichtbildervorträge, Kinoveranstaltungen oder
Mundharmonikadarbietungen in der Halle durchgeführt. Auch die Jugendweihe 1931
findet in der Turnhalle statt. Selbst die Internationale Arbeiterhilfe, der
Samariterbund, die Arbeiterwohlfahrt, die Lößnitzer Reichsbannerkapelle oder
gar die Internationale Bibelforschervereinigung
baten darum sich in den Räumlichkeiten des Turnerheimes einmieten zu dürfen.
In einer Beratung am 04.07.1931 befasste man sich mit
der Rückerstattung der zum Turnhallenbau ausgereichten Anteilscheine und
einigte sich auf ein Auslosungsverfahren.
1932 standen gleich zwei Feierlichkeiten an: Einmal
das 20jährige Jubiläum der im Verein integrierten Sängerabteilung „Frisch
Auf“. Zum Anderen die 50jährige
Fahnenweihe des Turnvereins aus dessen Anlass die Turnerinnen des Vereins eine
wertvolle Fahnenschleife schenkten. Die entsprechenden Feierlichkeiten waren
aufgrund der derzeitigen politischen Verhältnisse (Massenarbeitslosigkeit)
wesentlich gedämpfter als noch zwei Jahre zuvor zum 50jährigen Vereinsjubiläum.
Die sich stetig verschlechternden wirtschaftlichen Verhältnisse führten dazu,
dass die Menschen in der Geborgenheit des Vereins auch ihre Ängste und Sorgen
austauschten. So beklagt man beispielsweise im Protokollbuch von damals:
„Durch die jetzt bestehende Arbeitslosigkeit ist der Turnplatz sehr in
Anspruch genommen.“ Das führte zu allerhand Sachschaden „durch ungebührliches
Ballspiel“.
Radfahrer Ende der 1920er Jahre | Umzug Turnverein wahrsch. 30er Jahre | 29.08.1929 Umzug am alten Gasthof | Männerriege 1934 auf dem Turnplatz an der Bahnhofstraße |
Für das Jahr 1933 waren ebenfalls wieder viele
Veranstaltungen wie zum Beispiel das fünfjährige Turnhallenbestehen, Gruppen-Sängerkonzert,
Osterkonzert, Schauturnen, Kinderfest, Herbst-Bühnenturnen geplant. Doch dazu
sollte es nicht mehr kommen. Bereits am 09.03.1933 erfolgten im Ort die ersten
Festnahmen von politischen Gegnern. Unter ihnen auch der erste Vorsitzende des
Arbeiterturnvereins Josef Dienelt. In der Dorfchemnitzer Ortschronik heißt es
dazu: „Schmiedgens Gaststube (Vereinslokal von 1880 bis 1928 – Anmerkung des
Verfassers) gleicht einem Wachlokal. Die Verhafteten werden von dort nach
Thalheim gebracht. Die Turnhalle wird vormittags gesperrt und durchsucht.“ Am
09.04.1933 war die Vereinsfahne dem Deutschen Turnbund zu übergeben um sie am
Nachmittag, gemeinsam mit anderen Gegenständen und Flaggen, auf dem Turnplatz
öffentlich zu verbrennen. Durch besonnene Sportler konnte die Fahne jedoch
sichergestellt werden, so dass sie heute wieder im Besitz des Vereins ist.
In der Generalversammlung am 13.04.1933 wurde der
Austritt aus dem Arbeiter Turn Sportbund beschlossen. Noch in der
Turnratssitzung am 15.03.1933 wurde heftig über die Rettung des Vereins, der
Turnhalle und der Anteilsscheingelder diskutiert.
Am 20.04.1933 wird die Turnhalle von der NSDAP
beschlagnahmt. Die Mitglieder und Einwohner verlieren über 26.000 Reichsmark
Anteilschein- und Obligationsgelder.
1935 wurde die Deutsche Turnerschaft dem Reichsbund für
Leibesübungen angeschlossen. Folgende Sportarten werden ausgeübt: Geräteturnen,
Gymnastik, Sommerspiel, Leichtathletik, Handball, Schlittensport, Skilauf,
Wandern und Schießen. 1936 wurde eine Sektion Fußball gegründet.
In den folgenden zwei Jahren bis zum Kriegsausbruch 1939 finden wieder regelmäßige Turnstunden statt. Dann kommen das Vereinsleben und der Sportbetrieb fast völlig zum Erliegen. Lediglich drei Fotos der Sektion Fußball von 1940 liegen vor. In der mit Hakenkreuzfahnen „verzierten“ Turnhalle fanden nunmehr andere Veranstaltungen, wie die „Überweisung des Jungvolkes und der Jungmädel in die HJ bzw. BdM“ statt, wie ein Foto vom 31.03.1940 beweist.
Überweisung des Jungvolkes und der Jungmädel in die HJ bzw. BdM | Rückkehr der Fußballer aus Ringethal bei Mittweida (Bahnhof Dorfchemnitz) |
Der Männergesangsverein führte in dieser Zeit wenige aber
dafür gut besuchte Dorfabende in der Turnhalle auf. Das waren aber nur kurze
Lichtblicke für die unter dem sinnlosen Krieg und dessen Entbehrungen leidenden
Menschen. Die Turnhalle diente zu Zeiten des Krieges verschiedenen Zwecken wie
z. B. Ausbildung des Volkssturms, Quartier für Wehrmachtseinheiten,
Befehlsstelle und Waffenmeisterei oder als Unterkunft für heimatlos gewordene
Flüchtlinge. Am 11.09.1944 wurde der Turnplatz tragischer Schauplatz eines
Flugzeugabsturzes. Nach einem Luftkampf stürzte der 25jährige Deutsche Heinz Hörner
aus Heidelberg ab und konnte nur
noch tot geborgen werden. Beim Absturz wurde das auf dem Turnplatz befindliche
Ehrenmal zerstört.
Am 22.07.1945 folgte die Wiedergründung des Vereins
unter dem Namen „Central-Verein für Sport und Kunst. Gleichzeitig wurde das
Turnerheim wieder an seinen alten rechtmäßigen Besitzer übergeben.
Bereits am 15.09.1945 erfolgte die Umbenennung in „Central-Sportgemeinschaft“.
Am 03.09.1945 findet im Turnerheim das erste
Tanzvergnügen statt bei welchem auch der sowjetische Kommandant und einige
Soldaten anwesend waren.
Die erste gemeinsame Turnstunde für männliche und
weibliche Teilnehmer fand am 15.11.1945 statt. Trotzdem müssen die Übungsstunden
aufgrund von Stromabschaltungen immer wieder ausfallen.
Am 25.12.1945 gab es in der Turnhalle eine
Kinderweihnachtsfeiert. Am Abend wurde ein Theaterstück aufgeführt.
Am 08.01.1947 fand eine Besprechung der „Fußballsparte“
im Turnerheim statt in dessen Folge der „Fußballbetrieb“ seinen Anfang
genommen hat.
Am 02.02.1947 wurde in der Turnhalle des 150.
Geburtstages von Franz Schubert gedacht. Das in zwei Teilen aufgeführte
Programm verfolgten ca. 650 Zuschauer. Daraufhin wiederholte man die
Veranstaltung 14 Tage später bei gleicher Besucherzahl. Auch in der Folgezeit
wurde die Turnhalle für verschiedene Aufführungen genutzt.
Zu Ostern 1948 feierte man das 20jährige Bestehen
des Turnerheimes mit einem Konzert.
aktualisiert am 04.05.2007